

Die erfreulich kurze Antwort auf die Frage, warum ich Schriftstellerin geworden bin, lautet: Weil ich nichts anderes konnte.
Ich war ein ausgesprochen einseitig begabtes, gut gelauntes Plappermaul ohne jegliches mathematisches oder naturwissenschaftliches Talent.
Hinzukam, dass mein Vater blind war. Wir haben uns nie gesehen. Worte waren sein Leben und wurden auch meines. Sobald ich sprechen konnte, habe ich ihm erzählt, wie die Welt aussieht.
„Papa, Stufe!“ war einer meiner ersten Sätze.
Geboren und aufgewachsen bin ich in Aachen, im wunderbaren Rheinland, wo man Fritten isst und Karneval feiert und das Leben irgendwie ein kleines bisschen leichter zu sein scheint als anderswo.
Ich war Anfang zwanzig, als nach einem Praktikum bei der Zeitschrift „Eltern“ aus einer Begabung mein Beruf wurde.
Ich machte meine Ausbildung in Hamburg an der „Henri-Nannen-Journalistenschule“, war Redakteurin bei der „Brigitte“ und beim „Stern“ und veröffentlichte 1999 meinen ersten Roman, den „Mondscheintarif“. Von dann an war ich nicht mehr nur Journalistin, sondern auch Schriftstellerin. Ich schrieb Geschichten und wusste, dass ich nichts anderes lieber tun würde.
Ich war nie besonders mutig. Ich habe meine Eltern früh verloren, sie starben, als ich Mitte zwanzig war, und womöglich brauche ich deshalb mehr Sicherheit und Beständigkeit als andere. Vielleicht habe ich auch deshalb ein paar Jahre gebraucht, bis ich mich traute, selbstständig zu arbeiten.
Bis heute habe ich neun Romane, drei Sachbücher und ein Kinderbuch geschrieben.
Ich lebe mit meinem Mann, unseren beiden Söhnen und dem Hundemädchen Hilde in Hamburg und ich habe im Grunde nie aufgehört, das zu beschreiben, was ich sehe.
Früher tat ich das für meinen blinden Vater, heute für alle, die es lesen wollen und die sich, das ist meine Hoffnung, von meinen Büchern begleitet fühlen, wie von einer guten Freundin: kritisch, liebevoll, ehrlich und immer da. Besonders dann, wenn es ernst wird.
